4. Nationale Spirituosen-Prämierung 2017

Jürg Zehnder

13.09.2017

Es war interessant an der diesjährigen Prämierungsverkostung der DistiSuisse teilzunehmen, wenn auch nur als Helfer in den Kulissen und nicht als Jury-Mitglied. Man hatte so Gelegenheit Informationen über die Beurteilung der Destillate von verschiedenen Verkostungstischen einzufangen. Als Juror wird man lediglich über die Art der Destillate, welche seiner Verkostergruppe serviert werden und allenfalls über Besonder¬heiten, welche es zu berücksichtigen gilt, informiert. Der Helfer, welcher die Proben an die einzelnen Tische bringt, kennt dagegen die servierten Produkte, denn hinter den Kulissen hat er die Getränke nach Probenummer und Produktname genau geprüft, bevor er sie einschenkt und an die Verkoster-tische bringt. Gegenüber den Juroren haben die Helfer natürlich strenge Schweigepflicht.

Zahlen und Resultate

Die 46 Verkoster beurteilten während zweieinhalb Tagen gesamthaft 504 von 92 Betrieben einge-reich¬te Spirituosen, welche in 19 Kategorien eingeteilt waren. Die Helfer schenkten während der Prämierung rund 4‘500 Gläser ein. Die Resultate der Verkostung wurden erst Wochen nach der Prämierungsverkostung den einreich¬en¬¬den Brennern und einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Zwischen Verkostung und Präsentation wurden alle Proben überprüft und einer aufwändigen, chemischen Analyse unterworfen. Proben, welche unerwünschte Substanzen enthielten oder über die falsche Angaben gemacht wurden, sind vom Wettbewerb ausgeschlossen worden. Noch immer ist eine falsche Angabe über den Alkoholgehalt einer Spirituose der häufigste Grund eines Ausschlusses, aber immerhin wurden 4,5% weniger Proben disqualifiziert, als an der letzten Prämierung. Allerdings ist dies wohl auch die etwas largere EU-Gesetzgebung zurückzuführen, welche die Schweiz übernommen hat. Unter anderem gibt es keine Grenzwerte für höhere Alkohole mehr.
Im Hotel Olten in Olten wurden einem zahlreich aufmarschierten Publikum die 113 Spirituosen, welche mindestens 91 von 100 möglichen Punkten und damit eine goldene Auszeichnung errungen hatten, vorgestellt. 270 Produkte hatten mit 81 bis 90 Punkten eine silberne Auszeichnung gewonnen. Es gab 26 Kategoriensieger, denn in 7 Kategorien gab es zwei Sieger. Acht Betriebe errangen die Auszeichnung als „Brenner des Jahres“. Dafür mussten mindestens vier eingereichte Proben mit Gold in vier verschiedenen Kategorien prämiert werden. Der Damassine AOP 2014 von Damassine Fleury-Perret sàrl war mit 95 Punkten die höchst bewertete Spirituose des Wettbewerbs.

DistiSuisse vor grossen Veränderungen

Sonia Petignat moderierte in souveräner Weise die Preisverleihung. Foto: Schweiz. Obstverband

Gabriela Perret, Ende Jahr abtretende Präsidentin von DistiSuisse, begrüsste die Anwesenden und wies auf die positive Entwicklung hin, welche DistiSuisse in den letzten sieben Jahren erfahren konnte. Waren es an der ersten Nationalen Spirituosen-Prämierung 2011 noch 430 eingereichte Proben, sind es heute deren 504. Damals hatten 70 Betriebe Proben eingereicht, heute sind es 92. Diese Zahlen zeigen, dass sich die Prämierung der DistiSuisse einer steigenden Beliebtheit bei den Produzenten erfreut. Die professionelle Schulung der Jury-Mitglieder und die ausgezeichnete Organisation der Verkostung durch Sonia Petignat und Martin Heiri von Agroscope sind Garanten eines fairen Wettbewerbs.
Grussworte kamen von Willi Kessler, Leiter Kompetenzbereich Pflanzen und pflanzliche Produkte Agroscope, der versicherte, dass sich Agroscope auch an zukünftigen Spirituosen-Prämierungen beteiligen werde. Eine ganz wichtige Aussage, steht doch DistiSuisse vor grossen Veränderungen, weil eine wichtige Sponsorin des Wettbewerbs, die Eidgenössische Alkoholverwaltung (EAV), ihre operativen Aufgaben per Ende 2017 einstellen wird. Dadurch können, wie Stefan Schmidt, Leiter EAV ad interim, ausführte, nicht mehr die gleichen Leistungen erbracht werden wie bisher. Die Grussworte von Bruno Jud vom Schweizerischer Obstverband konnten leider nicht erhellen, in wie weit sich auch der Obstverband vom Wettbewerb zurückziehen will. Immerhin versicherte Gregor Dudle vom Eidgenössisches Institut für Metrologie (Metas), dem Kompetenzzentrum des Bundes für Messungen, dass sich seine Organisation weiterhin für die chemischen Analysen zur Verfügung stellen werde. Der Schokoladenproduzent Chocolat Villars, welcher erstmals als Hauptsponsor des Anlasses auftrat, zeigte sich sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit mit DistiSuisse. Als Beweis offerierte die Firma in der Pause leckere Pralinen mit Füllungen aus sechs verschiedenen Spirituosen, die an der letzten Prämierung mit Gold prämiert wurden.

Gewinner der Goldenen Auszeichnung

Sonia Petignat moderierte in gewohnt souveräner Art die Preisverleihung. Die Sponsoren des Wettbewerbs hatten die Ehre Diplome und Medaillen an die Gewinner der Goldenen Auszeichnung zu übergeben.

• Absinth:
Absinthe La Valote Martin - Esmeralda, Absinthe La Valote Martin Sàrl, 2113 Boveresse
• Apfelbrand:
Calvaross, Brennerei Schwab, 3298 Oberwil bei Büren und
Bernerrosen Apfelbrand, Gunzwiler Destillate Urs Hecht AG, 6222 Gunzwil
• Aprikosen:
Eau-de-vie d'Abricot, Cave Colline de Daval, 3960 Sierre
• Beeren:
La Valadière Framboise, DiWiSA, 6130 Willisau
• Birnenbrand:
Subiara, Destillerie Steinauer, 9492 Eschen
• Wildfrüchte:
• Weggiser Wildpflümli, Brennerei Stalder, 6353 Weggis und
Wald-Holunderbrand, Gunzwiler Destillate Urs Hecht AG, 6222 Gunzwil
• Gin:
Gin Classic, Orator AG, 8422 Pfungen
• Kartoffel-, Gemüsebrand:
Herdöpfeler, Schaubrennerei Z'Graggen, 6424 Lauerz
• Kirsch:
Baselbieter Kirsch aus Sauerkirschen, Ernst Zuber AG, 4422 Arisdorf und
Kirsch, Zeltner Destillerie AG, 4143 Dornach
• Kräuter-, Wurzelbrand:
Kräuter, Destillaria Daguot GmbH, 7130 Ilanz
• Likör:
Isola Verde Amaretto, DiWiSA, 6130 Willisau
• Pflaumen:
Damassine AOP 2014, Damassine Fleury-Perret sàrl, 2924 Montignez
• Quittenbrand:
Quitten, Spezialitätenbrennerei Zürcher, 2562 Port und
Quitte, Zeltner Destillerie AG, 4143 Dornach
• Sondersorten:
Hefebrand, Destillerie Steinauer, 9492 Eschen und
Ueli‘s Wacholder, DiWiSA, 6130 Willisau
• Traubenbrand:
Muscat Bleu, Humbel Spezialitätenbrennerei, 5608 Stetten und
Chardonnay, Schaubrennerei Z'Graggen, 6424 Lauerz
• Traubentrester, Grappa:
Grappa Vallombrosa Rovere, Tamborini Carlo SA, 6814 Lamone und
Jeninser Marc us Completer, Weinbau von Tscharner, 7015 Reichenau-Tamins
• Vieille:
Vielle Poire, Ernst Zuber AG, 4422 Arisdorf
• Whisky, Getreidebrand:
Fleur de Bière d’Interlaken, Rugenbräu AG, 3800 Matten b. Interlaken
• Williams Birnenbrand:
Bio Williams, Humbel Spezialitätenbrennerei, 5608 Stetten

Die „Brenner des Jahres“.

Dieter Meier, Musiker, Viehzüchter, Weinbauer und Gin-Produzent beglückwünscht Urs Hecht zum Titel „Brenner des Jahres“. Foto: Schweiz. Obstverband

Dieter Meier, bekannter Schweizer Konzeptkünstler und Musiker (Yellow) und seit einigen Jahren auch erfolgreicher Gin-Produzent, übergab den „Brennern des Jahres“ ihre Auszeichnungen.
• Ernst Zuber AG, 4422 Arisdorf und S. Fassbind AG, 6414 Oberarth : Beide mit sieben Goldprodukten.
• Destillaria Dagout GmbH, 7130 Ilanz, Diwisa, 6130 Willisau und Schaubrennerei Z'Graggen, 6424 Lauerz : Alle drei mit sechs Goldprodukten.
• Humbel Spezialitätenbrennerei, 5608 Stetten, ist zum vierten Mal hintereinander „Brenner des Jahres“, ebenfralls mit sechs Goldprodukten.
• Gunzwiler Destillate Urs Hecht AG, 6222 Gunzwil : Mit fünf Goldprodukten.
• Etter Söhne AG, 6300 Zug : Mit vier Goldprodukten.
Die ausführlichen Resultate finden sich im Internet unter www.distisuisse.ch.

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